Rhetorik – Stimmen die Worte nicht, ist das Gesagte nicht das Gemeinte
Rhetorik ist „die Redekunst”, die Kunst der Beredsamkeit. Aber ab wann Reden zur Kunst wird, ist eher sehr subjektiv. Jeder Mensch kann sprechen, sich ausdrücken und mitteilen, jeder hat eine Meinung und eine Botschaft, die es wert ist gehört zu werden. Und genau darum geht es. Rhetorik ist auch eine Art Verpackung der Sprache.
Wir alle sind sehr affin gegenüber Buntem und Auffälligem. Der Inhalt ist meistens zweitrangig. Nur der, der seine Worte entsprechend verpackt, nur dem schenken wir unser Gehör und unsere volle Aufmerksamkeit. Von daher sollten wir die Aufmachung unserer Sprache so gestalten, dass sie einerseits interessant und andererseits für den Empfänger sehr gut verständlich ist.
Als Teilnehmer sollte keiner erwarten, dass er rhetorisch „gerade gebogen” wird. Verbiegen hieße, ihn von seinen eigenen Ich weg zu bewegen. Das wirklich Ansprechende der menschlichen Rhetorik liegt in ihrer Individualität und damit in der jeweiligen Persönlichkeit des Redners. Je authentischer, natürlicher und echter der Vortragende wirkt, umso glaubhafter nehmen wir ihn wahr.
Ich werde gehört und verstanden.
Mein Ansatz ist es, den jeweils individuellen, eigenen und einzigartigen Redestil zu festigen. Es ist gut zu wissen, wie meine Worte bei meinem Gegenüber ankommen. Und das kann ich nur durch ehrliches Feedback erfahren. Feedback untereinander zu geben und zu erhalten ist ein wesentliches Kernelement aller Workshops, zu erleben, dass ich so bin, wie andere mich empfinden. Und wenn ich das weiß, kann ich mich verbessern, mich verändern und meine Wirkung auf andere erhöhen.
Es braucht keine besondere rhetorische Begabung, um dabei die richtigen Worte zu finden. Eine positive Grundhaltung gegenüber dem Menschen der mir gerade gegenübersitzt reicht dafür aus. Letztlich wird das Sprachzentrum von meiner Einstellung gegenüber diesem Menschen und meiner Meinung über ihn massgeblich gesteuert.
Für ein gutes Gespräch sind die Pausen genauso wichtig wie die Worte. (Heimito von Doderer)
Es werden mehr Ausreden als Reden gehalten. Aber die Ausreden sind meist brillanter als die Reden. (Verfasser unbekannt)
©Bildausschnitt Andreas Focks (Theater Marl)